Es geht um die Wurst: Vegan im Fußballstadion

Julia Wlasak Kategorie: Nachhaltiger Sport Mar 14
Reading Time: 4 minutes

Ein Besuch im Fußballstadion. Das bedeutet Fangesänge, Bier und der Geruch von gegrillten Würstchen und Schnitzelsemmeln. Für manche ist Veganismus im Fußballstadion unvorstellbar und sorgt für hitzige Debatten. Aber was, wenn Fußballvereine auf veganes Essen umsteigen und Fans trotz veganem Angebot immer noch die Speisen genießen können? Wir beleuchten, wie verbreitet vegane Ernährung im Fußball bereits ist, was gut klappt und welche Vorteile vegane Ernährung haben kann. 

Fußball und Nachhaltigkeit

Neben Mobilität ist das Catering ein bedeutender Faktor in der Ökobilanz von Fußballvereinen. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollten im Stadion regionale und saisonale Produkte angeboten und Mehrweg-Geschirr verwendet werden. Der ökologische Fußabdruck kann aber bedeutend mit veganen Produkten verbessert werden. Davon profitiert neben der Umwelt und den Tieren auch die menschliche Gesundheit. Denn pflanzliche Ernährung soll besser für das Herz-Kreislaufsystem sein, kann entzündungshemmend wirken und die Regenerationszeit verkürzen. Nicht nur für Sportler*innen also eine Menge an Vorteilen!

Mit pflanzlichen Gerichten können zudem die Bedürfnisse vieler Fans oder Spieler*innen gedeckt werden, die aus religiösen, ethischen oder anderen Gründen keine tierischen Nahrungsmittel konsumieren wollen. Damit wird das Stadionerlebnis nicht nur gesünder, sondern auch inklusiver.

Welche Rolle spielt vegane Ernährung im Fußball? 

Mats Hummels legt seit Jahren großen Wert auf gesunde Ernährung und lebt größtenteils vegan. Seine Ernährungsform sieht er als wichtigen Faktor, um überhaupt noch auf diesem Niveau Fußball spielen zu können. Selbst im DFB ist die Relevanz von fleischloser Ernährung im Sport angekommen. Auf der Internetseite der DFB Akademie findet man hilfreiche Tipps, Vorteile und beispielhafte Ernährungspläne. 

Vegetarische und vegane Ernährung ist dennoch in unseren Breiten eher unter Frauen als Männern verbreitet. Fleisch wird weiterhin häufig als “maskulin” dargestellt. Ist es da überhaupt vorstellbar, dass im immer noch stark männlich dominierten Fußball Veganes zum neuen „Normal“ wird? 

Beispiele für Veganismus im Fußball

Einige Beispiele zeigen bereits, dass das Thema Veganismus im Fußball zunehmend interessanter wird. Laut Peta steigt die Nachfrage sowohl unter Spieler*innen als auch Fans. Die Tierrechtsorganisation hat daher ein Ranking der vegan-freundlichsten Stadien der deutschen Bundesliga erstellt. Schalke 04 ist dabei zum vierten Mal in Folge auf Platz 1, aber hat sein Angebot im Vergleich zu den letzten Jahren trotzdem ausgebaut. Neben der klassischen veganen Currywurst werden hier auch veganes Lahmacun oder vegane Grillgemüse-Wraps angeboten. Auf Platz 3 findet man Mainz 05, der sich auch mit einer Klimaverteidiger-Woche und weiteren Aktionen für Umweltschutz stark macht. Hoffenheim und Union Berlin haben im Peta-Ranking am schlechtesten abgeschnitten, obwohl man dort vegan gefülltes Fladenbrot oder vegane Würstchen genießen kann. Aber das zeigt nur, dass Vegan im Fußball bereits in allen Vereinen der ersten Bundesliga angekommen ist und dass man dennoch nicht auf gute Würstchen im Stadion verzichten muss. 

Ein Verein, der allen deutschen Bundesligisten schon etwas voraus hat und zeigt, wie Fußball vegan gestaltet werden kann, sind die Forest Green Rovers. Das Stadioncatering ist dort 100% pflanzlich. Trotzdem müssen die Fans natürlich nicht auf leckere Burger und Kuchen verzichten. 

Unter den Fußballern ist vor allem Timo Hildebrand als Veganer bekannt. Nach Ende seiner aktiven Karriere als Torwart betreibt er nun zusammen mit dem Künstler Tim Bengel in Stuttgart das vegane Restaurant vhy! Unter den aktiven Fußballern gibt es seit kurzem den ersten 100% veganen Spieler in der deutschen Nationalmannschaft. Chris Führich, der außerdem beim VfB Stuttgart im Einsatz ist. Da stellt sich natürlich die Frage, wie sich das mit den Ernährungsplänen der Mannschaft und dem Koch der Nationalelf vereinen lässt. Aber Führich sagt, dass das überhaupt kein Problem ist. Meistens kommen sowieso für die ganze Mannschaft pflanzliche Gerichte auf den Tisch.  

Wie kann man sich dem Thema nähern?

Das Thema ist durchaus sensibel zu behandeln – denn wer lässt sich schon gerne etwas plötzlich verbieten. Werden Interessengruppen einbezogen, kann man zeigen, dass man sich um ihre Bedürfnisse und Anliegen kümmert und gemeinsam einen guten gemeinsamen Weg beschreiten. Der FC Internationale Berlin hat beispielsweise eine Umfrage unter Fans durchgeführt, um herauszufinden, wie das Catering gestaltet werden soll – das Ergebnis war u.a. das Angebot der “Veggiewurst”, an der sich nicht nur Veganer*innen an Spieltagen erfreuen. Zudem bietet sich eine Aktionswoche an, um ein pflanzliches Angebot verkosten zu lassen und zu testen.

Den Fußball vegan zu gestalten bzw. vegane Optionen anzubieten, hat auf jeden Fall seine Vorteile. Nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Umwelt und die Menschen. 

Portrait

Julia ist Vollblut-Sportlerin. Sie blickt auf umfassende Erfahrung im Nachhaltigkeitsbereich zurück und wundert sich, warum Sport so wenig Aufmerksamkeit darin bekommt. Deswegen gründete sie im Dezember 2019 move4sustainability.

FAQs: 

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Fußball? 

Nachhaltigkeit im Fußball bedeutet, auch abseits vom Spielfeld Verantwortung zu übernehmen. Das heißt, sich zum Beispiel für soziale Gerechtigkeit einzusetzen (z.B. Förderung von Inklusion im Sport, Engagement gegen Rassismus etc.). Auch der Kampf gegen den Klimawandel gehört zu Maßnahmen für Nachhaltigkeit im Fußball. 

Was hat vegane Ernährung mit Nachhaltigkeit im Fußball zu tun? 

Neben den Bereichen Mobilität und Energie hat auch das Catering im Stadion das Potential dazu, die Ökobilanz eines Fußballvereins zu verbessern (SDG 13). Außerdem gilt pflanzliche Ernährung als gesünder (SDG 3) und schützt das Tierwohl (SDG 14, 15). Daneben hat die Ernährungsform einen inklusiven Charakter, weil sie die Bedürfnisse aller Menschen erfüllt, die sich aus religiösen, ethischen oder anderen Gründen nicht tierisch ernähren wollen. 

Welche Beispiele für „Vegan im Fußball“ gibt es? Chris Führich ist der erste vegane DFB Nationalspieler. Er beschreibt die Vereinbarkeit seines Ernährungsstils mit der Küche der Nationalkader als problemlos. Auch die Stadien der Bundesligisten werden immer veganer wie Peta zeigt. 100% veganes Angebot findet man im Stadion der Forest Green Rovers in Großbritannien.

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